Lektionen aus der Studie "Shared Ambition" des CIE für das Bikesharing in der Schweiz
Das Bikesharing expandiert nicht nur in der Schweiz, sondern auch in ganz Europa. Die neue Ausgabe des Berichts "Shared Ambition 2024" von Cycling Industries Europe (CIE) bietet wertvolle Einblicke in die Leistung der Bikesharing-Systeme in 148 strategischen Städten der EU. Diese Ergebnisse liefern entscheidende Hinweise, die Anbieter:innen und Gemeinden in der Schweiz nutzen können, um ihre eigenen Systeme des öffentlichen Veloverleihs zu verbessern.

Die Studie „SHARED AMBITION“ 2024 von Cycling Industries Europe (CIE) bietet eine eingehende Analyse des Bikesharings in 148 europäischen Städten und liefert wertvolle Informationen für Betreiber:innen und politische Entscheidungsträger:innen.
Hier sind die wichtigsten Punkte und Lehren, die auf den Schweizer Kontext anwendbar sind:
Die Anzahl der täglichen Fahrten als Hauptindikator für die Qualität eines Bikesharing-Netzwerks
Der Bericht betont, dass die Anzahl der täglichen Fahrten pro Einwohner:in der relevanteste Indikator ist, um die Auswirkungen von Bikesharing-Systemen zu bewerten. Paris liegt mit fast 37 täglichen Fahrten pro 1'000 Einwohner:innen an der Spitze, gefolgt von Antwerpen mit 36 Fahrten. Andere Städte wie Ljubljana, Tartu und Toulouse zeichnen sich ebenfalls aus, mit jeweils mehr als 19 Fahrten pro 1'000 Einwohner:innen pro Tag.
Eine grosse Veloflotte ist notwendig für den Erfolg eines Bikesharing-Angebots
Die Studie zeigt, dass es für die besten Städte in Bezug auf die täglichen Fahrten pro Einwohner:in entscheidend ist, über eine ausreichende Flotte zu verfügen. Neun der zehn besten Städte in dieser Studie haben Flotten von mindestens 50 Velos pro 10'000 Einwohner:innen. In der Schweiz sollten die Bikesharing-Netzwerke mindestens dieses Verhältnis anstreben, um ihre Nutzung zu maximieren. Dies ist der Fall in Gemeinden wie Bern, Locarno, Ecublens und Mendrisio, mit jeweils 132, 108, 88 und 83 Velos pro 10'000 Einwohner:innen.
Die Anzahl der Fahrten pro Velo ist ein interessanter Indikator, aber nicht absolut aussagekräftig
Die Anzahl der Fahrten pro Velo pro Tag ist ebenfalls ein Leistungsindikator für Bikesharing-Systeme. Die leistungsstärksten Städte wie Bilbao verzeichnen mehr als 7 Fahrten pro Velo pro Tag. Der Bericht betont jedoch, dass dies nicht unbedingt ein Indikator für den Gesamterfolg auf Bevölkerungsebene ist. Es besteht die Gefahr einer Konzentration der Velonutzung in den am stärksten urbanisierten Gebieten und weniger anderswo. Schweizer Netzwerke sollten daher sicherstellen, dass ihre Bikesharing-Systeme nicht nur intensiv genutzt, sondern auch für einen breiten Teil der Bevölkerung zugänglich sind.
Die Elektrifizierung der Flotten hilft, ist aber nicht entscheidend
Obwohl nur 21 % der Flotten in den analysierten Städten aus Elektrovelos bestehen, machen diese 31 % der Fahrten aus. Die Integration von Elektrovelos kann also die Nutzung erhöhen, ist jedoch nicht unbedingt erforderlich, um zu den besten Städten der Studie zu gehören. Es ist daher notwendig, die geografischen und klimatischen Bedingungen vor Ort zu berücksichtigen, bevor in hybride oder rein elektrische Netzwerke investiert wird.
Stationäre oder dockless Modelle beeinflussen den Erfolg der Netzwerke nur wenig
Die Studie zeigt, dass viele Städte stationäre Systeme nutzen, das dockless Modell jedoch zunehmend an Beliebtheit gewinnt, insbesondere in grossen Städten wie Paris. In der Schweiz könnte eine Kombination beider Modelle in Betracht gezogen werden, um Flexibilität und Zugänglichkeit zu bieten und gleichzeitig eine geordnete Verwaltung der Velos zu gewährleisten. Dies ist beispielsweise in der Gemeinde Lausanne mit dem Pilotprojekt des Anbieters BIRD der Fall.
Transparente und verfügbare Daten ermöglichen eine genauere Analyse
Eine der Herausforderungen, die in der Studie identifiziert wurde, ist der Mangel an zugänglichen Daten. Für eine effektive Verwaltung und kontinuierliche Verbesserung ist es entscheidend, dass die Bikesharing-Anbieter in der Schweiz transparente Daten zur Nutzung der Velos veröffentlichen. Dies würde es ermöglichen, die Leistung zu verfolgen und die Strategien entsprechend anzupassen, wie es in ganz Europa der Fall ist. Die Schweizer Allianz für geteilte Mobilität CHACOMO veröffentlicht jährlich die Daten für die Schweiz.
Insgesamt stellt das Bikesharing eine grosse Chance für Schweizer Städte dar, die CO2-Emissionen zu reduzieren und eine nachhaltige Mobilität zu fördern. Indem sie sich an den besten Praktiken und den Lehren aus der CIE-Studie 2024 orientieren, wie z.B. in ausreichende Flotten zu investieren, Elektrovelos bei Bedarf zu integrieren, flexible Modelle zu übernehmen und Daten transparent zu machen, können Anbieter:innen und Gemeinden ihre Systeme optimieren und eine breitere Akzeptanz ihrer Bikesharing-Netzwerke fördern.
Quellen:
- “SHARED AMBITION” 2024, Cycling Industries Europe,(https://cyclingindustries.com/news/details/the-2024-edition-of-cies-bike-sharing-in-148-cities-report)
- Zahlen und Fakten 2024, CHACOMO,(https://www.chacomo.ch)
https://www.bikesharing.ch/de/aktuelles/artikel/lektionen-aus-der-studie-shared-ambition-des-cie-fuer-das-bikesharing-in-der-schweiz